Kommunikation ist alles

Theaterproduktionen der DS-Kurse des LOG Bruchköbel aufgeführt

Ein ganzes Schuljahr arbeiten die Kurse „Darstellendes Spiel“ (DS) der Jahrgangsstufe 12 am Lichtenberg-Oberstufengymnasium auf diesen Tag hin: die Aufführung klassischer, adaptierter oder auch selbstverfasster Theaterstücke. Am vergangenen Mittwoch war es dann soweit. Gleich vier Stücke konnten an einem nichtsdestotrotz kurzweiligen Theaterabend vor großem Publikum präsentiert werden.

Den Anfang bildete „Werther 2.0“ des DS-Kurses unter der Leitung von Silke Weug. Der berühmte Briefroman Goethes wurde gleich in mehrfacher Weise von den Schülerinnen und Schülern adaptiert: Statt in Gärten, Dörfern und auf Feldern des 18. Jahrhunderts spielt die Handlung in der Gegenwart, in Klubs, Parks und auf der Straße. Angepasst wurde auch die Sprache – an die Ausdrucksweise heutiger Jugendlicher. Schließlich die Handlung: Die komplizierte Dreiecksbeziehung zwischen Lotte, ihrem Verlobten Albert und dem jungen Werther, im Briefroman aus der Perspektive des Letzteren geschildert, wird hier im Wesentlichen Lotte zur Last gelegt. Denn diese ist weniger an ihrem zukünftigen Ehemann interessiert als an ihrem Instagramm-Auftritt. Auch sieht sie kein Problem darin, im Klub mit anderen Männern, eben Werther, zu flirten. Die Inszenierung bestach durch rasche Szenenwechsel und gut choreographierte Tanzeinlagen, etwa im Klub oder auf dem Hochzeitsfest.

Das folgende Stück, „Haltestelle. Geister“ nach Helmut Krausser, wurde durch den DS-Kurs von Anastasia Drakopoulos auf die Bühne gebracht. Der minimalistische Titel enthält bereits die wesentlichen Handlungselemente. Auf einer Bank an einer Bushaltestelle nehmen die unterschiedlichsten Gestalten Platz: ein futuristisch anmutendes Partygirl, das behauptet, eine Außerirdische zu sein, ein Drogendealer und seine Freundin, ein Ehepaar (er mit halb scherzhaft geäußerten Mordfantasien ihr gegenüber), ein Rentner, der ausgeraubt wird, oder ein Obdachloser. Während an der Bushaltestelle ein munteres Kommen und Gehen herrscht, füllt sich etwas abseits langsam eine weitere Bank mit den handelnden, bereits bekannten Personen, die offensichtlich auf die eine oder andere Art ums Leben gekommen sind. Der Ehemann machte seine Fantasien wahr, der Rentner nahm sich das Leben und der Obdachlose fiel einem Gewaltverbrechen zum Opfer. Schließlich holt sie ein Bus zu ihrer letzten Reise ab.

Nach der Pause ging es mit „OlimpiApp“ nach E. T. A. Hoffmann weiter (Leitung: Natascha Seitz). Ideengeber war hier die den Schülerinnen und Schülern des Jahrgangs bestens bekannte Novelle „Der Sandmann“, die als Musterbeispiel der ‚schwarzen Romantik‘ das bedrückende Kindheitstrauma des Protagonisten Nathanael sowie die zwielichtige Rolle des Advokaten Coppelius zum Inhalt hat. Auch hier wurde die Handlung in die Gegenwart verlegt. Nathanael ist ein bereits zu Beginn von Alpträumen geplagter Schüler des LOG, der zu seiner Erleichterung auf eine Lern-App aufmerksam wird. Diese entpuppt sich rasch als Ratgeberin für alle Lebenslagen. Immer tiefer gerät der Protagonist in Abhängigkeit von ihr. Daher folgt er auch bedingungslos ihren zunehmend diabolischen ‚Challenges‘. Das Schülerpublikum ahnt, dass er auch ihrer letzten Forderung, nämlich vom Turm zu springen, folgen wird. Doch Nathanael erwacht: Sein Schicksal stellt sich als wöchentlicher Kreislauf eines Schülers dar.

Der Kurs von Benjamin Baumann präsentierte das letzte Stück des Abends. Der Titel „Glitzerschuh-Notfall. Ein Märchen?“ machte dabei neugierig, denn rasch wurde klar: Hier geht es um das Märchen von Aschenputtel. Eingerahmt wurde die Handlung von zwei hauptsächlich mit ihrem Smartphone beschäftigten Jugendlichen, die das Märchen kommentieren. Sodann folgt die Handlung dem bekannten Verlauf, bis es zum berühmten Ball kommt, der vom König mit aller Strenge anberaumt wird, um seinen empfindsamen Sohn endlich vermählen zu können. Wie es sein soll, verlieben sich der Prinz und Aschenputtel beim Tanz, doch wird der Ball nun von einem fremden Prinzen gesprengt, der Aschenputtel vehement für sich beansprucht. Es kommt zu einer perfekt inszenierten Massenschlägerei, in deren Folge der Prügel-Prinz entfernt wird. Aber zu früh gefreut: Aschenputtel wird identifiziert, der Schuh passt – da kommt der Eindringling erneut und entführt die zukünftige Prinzessin.           

Nach langanhaltendem Applaus für einen gelungenen Theaterabend konnte der stellvertretende Schulleiter des LOG, Marcus Thom, das gut unterhaltene und auch bewegte Publikum verabschieden.

Werther 2.0

Werther 2.0

Haltestelle Geister

Haltestelle Geister

Olimpi App

Olimpi App

Glitzerschuh-Notfall

Glitzerschuh-Notfall

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