Öffentliche Aufführungen des Darstellenden Spiels

Der ganz normale (?) Wahnsinn
Theateraufführung des Lichtenberg-Oberstufengymnasiums
Das Verhalten von Menschen in psychischen Ausnahmesituationen – so könnte man den gemeinsamen thematischen Bezug der bereits traditionellen dreiteiligen Theaterinszenierung umschreiben, die von den Kursen ‚Darstellendes Spiel‘ der Jahrgangsstufe 12 des LOG als Abschluss der gemeinsamen Arbeit im Schuljahr dieser Tage im Bürgerhaus Bruchköbel aufgeführt wurde.
Den Auftakt bildete mit „Horny auf Corny – Teil 2“ (Leitung: Benjamin Baumann) ein von den Schülerinnen und Schülern selbst verfasstes Stück, das in rascher Handlungsfolge von den chaotischen Zuständen bei einer Filmproduktion berichtet: Da ist das überforderte Regisseur-Ehepaar Grüneberg, deren als „neuer Tom Kruse“ gehandelte Sohn Corny, der aufgrund einer Verletzung ausgefallene Hauptdarsteller sowie ein eilig herbeigerufener Stuntman. Schließlich wird die Verwirrung am Set durch einen ziellos umherirrenden Paketboten noch verstärkt.
Die Dynamik der Inszenierung wurde durch den geschickten und technisch sehr gekonnten Einsatz von Videofilm-Sequenzen unterstützt, die das Geschehen außerhalb des Filmstudios mit der Bühnenhandlung eindrucksvoll verzahnten.
Nach der ersten Pause stand dann mit „Leonce und Lena“ unter der Leitung von Sophie Söll eine Komödie Georg Büchners auf dem Programm. Um der von den Herrschern der Königreiche Popo und Pipi arrangierten Ehe zu entfliehen, setzen sich die gleichermaßen von Langeweile und Lebensüberdruss geplagten Leonce und Lena nach Süden ab, wo sie sich zufällig begegnen und unerkannt ineinander verlieben. Nach zahlreichen Verwicklungen kann es so schließlich doch zur vorherbestimmten Heirat der beiden kommen.
Auch diese Inszenierung fiel durch eine besondere Dynamik auf: Während die Protagonisten im Vordergrund agierten, grenzten die übrigen Darstellerinnen und Darsteller in der Art eines antiken Chores den Bühnenraum nach hinten und zu den Seiten ab, wobei dann die jeweils benötigten weiteren Akteure rasch in den Vordergrund traten. Auch gestattete sich der Kurs einige durchaus überzeugende Eingriffe, etwa in Form von Gesangseinlagen.
Den Abschluss des Abends bildete die „Never-Ending Psycho-Story“, ein von den Schülerinnen und Schülern selbst arrangiertes Potpourri aus mehreren Kurzgeschichten Edgar Allan Poes (Kursleiterin: Verena Jung).
Nach der wahnhaften Ermordung eines alten Mannes wird die Protagonistin verhaftet und soll in eine Irrenanstalt verfrachtet werden. Eine Schiffsreise sowie eine ausgelassen feiernde Gesellschaft liegen jedoch dazwischen. Wie sich dann am Schluss herausstellt, ist die Leiterin der Irrenanstalt selbst dem Wahnsinn verfallen.
Alle Darstellerinnen und Darsteller überzeugten durch eine beeindruckende Bühnenpräsenz, und die Inszenierung sprühte förmlich vor Regieeinfällen, so wurde beispielsweise die Schizophrenie der Protagonistin durch einen inneren Engel und Teufel personifiziert, die auch die einzelnen Kurzgeschichten als eine Art Moderatorenteam miteinander verbanden, oder der Gastgeber der Festgesellschaft: ganz offensichtlich ein Porträt des aktuellen US-Präsidenten.
Das zahlreich im Bürgerhaus erschienene Publikum dankte den Aufführenden für ihren professionellen und beeindruckenden Theaterabend mit lang anhaltendem Applaus. Für die Aufführenden und Kursleiterinnen und -leiter gab es Dankesworte und Blumen für ihren Einsatz.

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