Drei Morde und eine Doppelhochzeit

Theateraufführung am LOG

Nach zwei Jahren pandemiebedingter Unterbrechung konnten die Grundkurse der Jahrgangsstufe 12 im Fach Darstellendes Spiel am Lichtenberg-Oberstufengymnasium erstmals wieder ihre Theaterproduktionen im Rahmen der traditionellen Theateraufführung zum Schuljahresende einem breiteren Publikum präsentieren.

Mit „Was ihr wollt“ brachte der Kurs von Sophie Söll eine Shakespeare-Komödie auf die Bühne, genauer gesagt auf die Freifläche vor der Cafeteria, die als Freilichtbühne fungierte. 

Im Zentrum des Stückes steht das Zwillingspaar Viola und Sebastian, das durch ein Schiffsunglück getrennt wurde. Viola beschließt, als Knabe verkleidet in den Dienst des Herzogs Orsino zu treten, der unsterblich in die Gräfin Olivia verliebt ist. Die als Mann verkleidete Viola gewinnt rasch die Gunst Orsinos und wird von ihm beauftragt, seine Liebesbotschaften an Olivia zu übermitteln. Olivia verliebt sich jedoch in den „jungen Mann“, während Viola Gefallen am Herzog gefunden hat. Nach zahlreichen Verwicklungen finden schließlich Sebastian und Oliva sowie Viola und Orsino zueinander.

Die kurzweilige Inszenierung fiel durch rasche Szenenwechsel, Gesangs- und Tanzeinlagen und eine behutsam modernisierte Sprache auf, die die temporeiche Frische dieser Liebeskomödie eindrucksvoll hervorhoben.

Auch der Kurs von Anastasia Drakopoulos widmete sich einem ‚Klassiker‘ der Theaterliteratur: Max Frischs Parabel „Andorra“.

Das Drama handelt von Andri, einem jungen Mann, der von seinem Vater unehelich mit einer Ausländerin gezeugt wurde und deshalb von diesem als jüdischer Pflegesohn ausgegeben wird. Die Bewohner Andorras begegnen Andri permanent mit Vorurteilen, so dass er, selbst nachdem er seine wahre Herkunft erfahren hat, an der ihm zugewiesenen jüdischen Identität festhält. Das Stück endet mit Andris Ermordung durch ein Nachbarvolk.

Auch diese Inszenierung bestach durch eine dynamische Szenenfolge, so war etwa das rasche Umkleiden der Akteur*innen in das Bühnengeschehen integriert. Den Abschluss bildete eine nachdenkliche Gesangseinlage.

Es gab aber auch zwei von den Schüler*innen selbst verfasste Stücke: Der Kurs von Benjamin Baumann präsentierte   mit „Mord-Zeit“ fünf in sich abgeschlossene Episoden zum Thema. Ein ‚cold case‘ wird hundert Jahre später indirekt durch den Enkel des damals ermittelnden Polizisten aufgeklärt, drei Freunde versuchen mittels einer Zeitmaschine den Unfalltod ihres Freundes zu verhindern (und sterben selbst an den Folgen der Zeitreise), ein Entführungsopfer tötet ihren psychopathischen Peiniger, zwei Diebespaare geraten über die Beute in einen tödlichen Streit und schließlich fördert eine Gerichtsverhandlung die wahre Täterin zutage. Eine dunkle, nur spärlich mit Requisiten ausgestattete Bühne (diesmal im Inneren), die jeweils schlagartig ausgeleuchtet wurde, war charakteristisch für diese Darbietung. Auch die Inszenierung wurde von den Schüler*innen selbst erarbeitet.

Den Abschluss bildete schließlich das Stück „Escape Room“ des Kurses von Silke Weug. Die gleich in drei Räumen stattfindende Handlung rund um einen betrügerischen Spendenaufruf, Korruption und – natürlich – Mord bezog durchgängig die Zuschauer*innen mit ein, die auf diese Weise Teil der Handlung wurden, indem sie gleich zweimal Aufgaben lösen mussten, die so erst das Verlassen der Räumes ermöglichten. Hier kam reichlich Technik zum Einsatz, wenn etwa die beim Familienbetrug nicht mitmachende Tochter Leonie lediglich in Form eines Lautsprechers anwesend war oder die noch eingesperrten Zuschauer*innen einen Schusswechsel nur durch eine Überwachungskamera verfolgen konnten. Auch bei diesem Stück wurde die abwechslungs- und einfallsreiche Inszenierung komplett von den Schüler*innen gestaltet.Insgesamt bekam das Publikum einen sehr gelungenen Theaternachmittag zu sehen, der sich vor allem durch den Ideenreichtum und die Spielfreude aller Beteiligten auszeichnete.

„Was ihr wollt“
„Was ihr wollt“
„Andorra“
„Andorra“
„Mord-Zeit“
„Mord-Zeit“
„Escape Room“
„Escape Room“

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